Ich habe wieder positive Gedanken

Die Geschichte von Thi Thu Hà Bang

Thi Thu Hà Bang hat plötzlich Probleme mit dem Knie. Bei der Operation werden Nerven verletzt. Die chronischen Schmerzen verunmöglichen ihre Arbeit in der Pflege. Erst nach langer Krankheitszeit findet sie durch die Band-Genossenschaft wieder zurück ins Berufsleben. Heute ist sie als Pflegehelferin im Einsatz und lernt nebenbei Auto fahren.

Was ist passiert? Eine Knieoperation mit Folgen.

 «Die Knieprobleme machten alles kaputt.»

Thi Thu Hà Bang kommt vor rund 5 Jahren der Liebe wegen in die Schweiz. Sie ist jung, motiviert, lernt rasch Deutsch und fasst Fuss in ihrem Wunschberuf. Sie absolviert dafür ein Praktikum in der Pflege und schliesst den Kurs als Pflegehelferin SRK erfolgreich ab. Dann plötzlich machen sich schwere Knieschmerzen bemerkbar. Bei einer Operation werden Nerven verletzt. Bang ist ein Jahr lang mit starken Schmerzen Zuhause, kann nur noch an Krücken gehen. Ein Versuch, wieder zu arbeiten, scheitert. Die guten Perspektiven auf ein erfülltes Arbeitsleben scheinen mit einem Mal dahin. Das bringt Bang nahe an den Abgrund, ein Aufenthalt in der Psychiatrie ist unumgänglich.

Wie geht es weiter? Die Invalidenversicherung schaltet sich ein.

«Ich dachte, ich finde nie mehr einen Weg. Alle Türen hatten sich geschlossen. Dann bei der Band war es entspannt und abwechslungsreich.»

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Nach der langen Krankheitszeit wird Bang von der Invalidenversicherung zur Band-Genossenschaft verwiesen. Hier arbeitet sie rund ein halbes Jahr in verschiedenen Abteilungen mit. Sie startet mit kurzen Einsätzen von zweieinhalb Stunden pro Tag in der Werkstatt. Nach drei Monaten arbeitet sie in der Verpackungsabteilung, dann in der Kantine. Mit der Zeit kann sie sich körperlich steigern und auch psychisch geht es ihr besser.

Die Arbeitswochen bei der Band sind aber nicht nur mit Arbeit ausgefüllt. Bang findet hier auch Kolleginnen und Kollegen zum Spazieren, Austauschen, UNO spielen. Vorher war sie ständig allein. Ihr Mann arbeitete die ganze Woche auswärts. Eine Tagesstruktur war ihr wegen der langen Krankheitszeit verloren gegangen.

Wohin geht es? Die Band-Genossenschaft begleitet weiter.

«Bei der Band hatte ich wieder positive Gedanken, neue Perspektiven. Mir ist jetzt bewusst, was ich kann. Ich habe gesehen, dass ich immer weiterkomme. Das hat mich motiviert.»

Die Band-Genossenschaft vermittelt Bang schliesslich ein Praktikum. Bang sagt von sich, sie hätte jede Gelegenheit beim Schopf gepackt, um wieder zu arbeiten. Schrittweise baut sie ihre Leistungsfähigkeit wieder auf. Erst arbeitet sie drei Monate lang 50%, dann weitere drei Monate 70%. Die IV fordert eine Anstellung zu 80%.

Bang schreibt regelmässig Bewerbungen. Das Training dafür bei der Band-Genossenschaft vermittelt ihr Sicherheit. Die Zeit ist trotzdem schwierig. Bang steht unter grossem Druck, wieder eine Arbeit zu finden. Die Arbeitskolleginnen und die direkte Vorgesetzte während des Praktikums wollen Bang gerne einstellen – von oberster Etage kommt jedoch ein Nein. Schliesslich ergibt sich der interne Wechsel an einen anderen Standort innerhalb des Unternehmens, wo Bang ihr Praktikum absolviert. Bald folgt die Probezeit für eine 80% Anstellung. Der Neuanfang ist sehr streng: Ein neues Team, neue Bewohnende und neue Aufgaben kennen lernen.

 
 
 

Was bleibt? Neue Zuversicht und Lebensperspektiven!

«Ich will mir nicht mehr zu viele Gedanken machen, sondern die Dinge anpacken.»

Bang hat auch schon einen Plan B, sollte es mit einer festen Anstellung aus irgendeinem Grund nicht klappen. Dafür lernt sie jetzt Auto fahren. Später einmal könnte sie so auch bei der Spitex arbeiten. Aber auch aktuell wäre ein Auto ideal, um die geteilten Dienste mit drei- oder vierstündiger Mittagspausenzeit sinnvoller zu nutzen.

Für die Zukunft überlegt Bang eine Ausbildung zur Fachperson Gesundheit zu machen. Jetzt ist Bang nicht mehr die Ausländerin, die noch nicht perfekt Deutsch spricht und ohne Arbeit ist. Jetzt ist es wieder an ihr, Vorschläge zu machen und Ideen einzubringen!